Ossis Radreise an das Schwarze Meer

9.5.09   Route:

Golubac ⇒ Brnjica ⇒ Dobra ⇒ Donji Milanovac ⇒ Golubinje ⇒ Gola Brolo ⇒ Tekija,
- Grenze SRB-RO ⇒ Gura Vaii ⇒ Schela Chladovei ⇒ Drobeta Turnu Severin

Heute habe ich, so glaube ich, die beeindruckendsten Fotos meiner ganzen Reise gemacht. Die heutige Strecke führte mich nämlich den Donaudurchbruch entlang. Hier muß sich die Donau durch die Karpatenausläufer zwängen. An dieser Stelle ist die Donau nur 150 Meter breit und durch diese Aufstauung fließt die Donau eigentlich ein kleines Stück bergauf. Ich hatte heute alle 20 Minuten ein neues, herrliches Panorama zu bestaunen. Auf diesem Abschnitt, auf der rumänischen Seite, befindet sich auch das „Felsenmonument Decebal“.Es war sehr beeindruckend. Gleich Nach Golubac kommt eine mittelalterliche Festung. Dann kommt gleich der erste von 21 Tunnels. Zwei saftige und einige kleinere Bergwertungen standen heute auch auf dem Programm, aber die Aussicht war es wert. Nach jeder Kurve und nach jedem Tunnel wird das Auge von einem neuen, wunderschönen Panoramablick verwöhnt. Um die Mittagszeit bin ich in Golubinje in einem Gasthaus eingekehrt. Da kam ein Mann mit seiner Frau und es stellte sich heraus, dass er lange Zeit in Wien bei der Firma Toman gearbeitet hat. Er heißt Branko, ist seit 3 Jahren in Pension und lebt abwechselnd einige Monate in Wien und dann wieder in Serbien. Bei der rumänischen Grenze, kurz vor Drobeta Turnu Severin, werden die Berge wieder niedriger und dann wird es relativ flach. Die Einreise nach Rumänien war kein Problem. Eine Zollbeamtin wollte zuerst eine Personenkontrolle machen, aber als ich mit meinem "Rumänisch" aufgefahren bin, hat sie gelacht und ließ mich passieren. Gott sei Dank, weil die Packtaschen aus- und einzuräumen wäre eine langwierige Prozedur gewesen. Bei dieser Gelegenheit machte ich wieder einmal die Feststellung, dass man eine Sprache nicht perfekt können muß, um mit fremden Menschen zu kommunizieren. Wenn man mit einem Lächeln, einer freundlichen Geste und mit Achtung an Menschen herantritt, werden auch missmutige Leute oft sehr freundlich. Ich glaube, das ist auch ein Grund, warum ich bis jetzt nur auf freundliche Menschen gestossen bin. Nachdem ich die rumänische Grenze hinter mir hatte, fing es an zu regnen. Ich suchte in einer Bushaltestelle Zuflucht, und dort hatte ich ein unglaubliches Erlebnis. Ich setzte mich auf die Bank und vespeiste die Wurst und das Weißbrot, das ich mir in Golubac gekauft hatte. Da kam ein zirka 30 jähriger Mann in die Bushaltestelle. Wir grüßten uns und kamen recht schnell ins Gespräch. Er fragte mich einige Sachen über meine Reise und erzählte mir etwas aus seinem Leben. Nachdem ich ihm eine Weile zugehört hatte, gestand ich ihm, dass ich eigentlich von dem Erzählten ganz wenig verstanden hatte, da ich kaum rumänisch kann. Plötzlich griff er in sein Platiksackerl, zog eine Frühlingszwiebel heraus, schälte sie ab und gab sie mir. Ich bedankte mich und war ein bißchen verwirrt, weil mir der erste Rumäne gleich was schenkte, aber das war erst der Anfang. Dann griff er noch einmal in sein Plastiksackerl, wo sich ein Plastikgeschirr mit selbst eingelegten Gurken befand und bot mir diese ebenfalls an. Wir redeten wieder ein bißchen. Dann gab er mir auch noch Käse zum kosten; er sagte zwei mal "muh", damit ich weiß, dass dieser Käse von einer Kuh stammt. Dann bekam ich noch eine Zwiebel und eine Gurke und zu guter Letzt, ich glaubte zu träumen, griff er in die Tasche und schenkte mir zwei Lei! Ich habe keine Ahnung, warum er das gemacht hat; denke aber, dass er einfach nur gastfreundlich sein wollte. Der Bus kam, wir winkten uns noch einmal zu - und weg war er. Unglaublich, aber wahr! Nach zirka 20 Minuten hörte der Regen auf, und ich fuhr weiter nach Turnu Severin. Das erste Hotel war mir zu teuer, deshalb habe ich mich bis zu einer Pension durchgefragt. Die Dame an der Rezeption war zwar sehr freundlich, aber das Zimmer dort war mir auch noch zu teuer. Als ich mich verabschiedet hatte, sagte sie noch schnell: "Moment" und kam kurz darauf mit einer Flasche Mineralwasser zurück und schenkte sie mir, obwohl ich das Zimmer gar nicht genommen habe. Das war seit meiner Einreise in Rumänien, innerhalb eines Tages, das zweite Erlebnis dieser Art. Da ich keine andere Pension gefunden habe, wollte ich wieder zur freundlichen Rezeptionistin zurückfahren, fand aber den Weg nicht mehr. Ich fragte ein Mädchen am Gehsteig, ob sie weiß wo die „Pensiuna Turist“ ist. Sie holte ihren Vater, der nahm sein Fahhrad, und fuhr mit mir ca. 2 Kilometer zurück zur Pensiuna. Als Dankeschön wollte ich ihn auf ein Getränk einladen, aber das wollte er nicht. Er wünschte mir noch viel Glück und Gesundheit und fuhr weg. Das ist der längste Tagesbericht seit Beginn meiner Reise. Aber es war ja auch ein ereignisreicher Tag.